Ein Leben ohne Kita: Kitafrei leben mit Kindern und Tagespflege
Ein mildes April-Morgenlicht fällt auf unseren Garten, der von Apfelblüten bedeckt ist – fast wie ein dünner Schneeteppich. Während die Kinder draußen Suppe aus Blättern „kochen“, bin ich erfüllt von Dankbarkeit. Dankbar für den Weg, den wir als Familie gewählt haben: ein Leben ohne Kita.
In diesem Artikel teile ich unsere Erfahrungen, unseren Alltag und eine Checkliste für alle, die überlegen, kitafrei zu leben. Außerdem zeige ich, wie die Kombination von Kindern und Tagespflege eine erfüllende Alternative zur traditionellen Kinderbetreuung sein kann.
Warum ein Leben ohne Kita für unsere Familie funktioniert
Unser Haus ist unser Lebensmittelpunkt – ein Ort voller Stimmen, Lachen und gemeinsamer Erlebnisse. Während viele Häuser werktags leerstehen, genießen wir es, als Familie so viel Zeit wie möglich zusammen zu verbringen. Das erfordert zwar Organisation und Arbeit, aber es gibt uns die Freiheit, unseren Alltag nach unseren Werten zu gestalten.
Die Vorteile unseres Lebensstils:
Flexibilität: Keine festen Kita-Zeiten, keine Morgenhektik.
Enge Bindung: Wir erleben die Kindheit unserer Kinder hautnah.
Kreative Lösungen: Tagespflege ermöglicht Einkommen und Betreuung unter einem Dach.
Natürlich gibt es auch Herausforderungen, doch die bewusste Entscheidung für diesen Lebensstil stärkt uns, selbst wenn es mal anstrengend wird.
Ein Einblick in unseren kitafreien Alltag
Unser Tag beginnt früh: Der Wecker klingelt um halb sechs, und nach einem gemeinsamen Kaffee startet mein Mann ins Homeoffice. Währenddessen bereite ich das Frühstück für unsere Familie und drei Tageskinder vor.
Ab halb acht füllt sich unser Haus mit Kinderlachen. Im Sommer öffnen wir die Terrassentür, und der Garten wird zum Abenteuerspielplatz. Im Winter basteln wir, kneten oder lesen Bücher. Später geht es immer raus: auf den Spielplatz, in den Wald oder in den Garten.
Nach dem Mittagessen um 13 Uhr kehrt Ruhe ein. Die Tageskinder gehen nach Hause, und wir nutzen die Zeit für Besorgungen oder entspannte Familienmomente. Viele Haushaltsarbeiten erledigen wir gemeinsam – ein Vorteil, den ich besonders schätze.
Soziale Kontakte: Ein oft diskutiertes Thema
Eine häufige Frage, die uns gestellt wird: „Fehlt es euren Kindern nicht an sozialen Kontakten?“ Unsere Antwort: Nein.
Hier sind unsere Tipps, wie soziale Kontakte ohne Kita gelingen können:
Vereine und Kurse: Kinderturnen, Musikgruppen oder Naturerkundungen bringen Gleichaltrige und Eltern zusammen.
Netzwerke aufbauen: Wir haben das Glück, in einem Dorf zu leben, wo man sich oft begegnet. Trotzdem ist es wichtig, aktiv Kontakte zu knüpfen.
Tipp für kleine Kinder: Eltern sind bei Aktivitäten für jüngere Kinder oft eingebunden, was den Austausch erleichtert.
Kindertagespflege: Eine flexible Alternative zur Kita
Für viele Familien kann Tagespflege eine gute Möglichkeit sein, Kinderbetreuung und Einkommen zu kombinieren. Sie ermöglicht nicht nur eine enge Bindung zu den eigenen Kindern, sondern auch berufliche Selbstständigkeit.
Vorteile der Tagespflege:
Flexible Arbeitszeiten, die zu eurem Familienalltag passen.
Eine vertraute Umgebung für eure Kinder.
Keine pädagogische Ausbildung notwendig – viele Kommunen bieten Unterstützung und Weiterbildung an.
Falls die Selbstständigkeit nicht infrage kommt, gibt es auch andere Berufe, die sich mit der Kinderbetreuung zu Hause verbinden lassen. Ich habe eine Zeit lang als Küsterin gearbeitet – sonntags Gottesdienst, unter der Woche alle Vorbereitungen (mit meinen Kindern). Natürlich ist das kein Vollzeitjob, aber manchmal reicht auch ein kleiner Nebenverdienst. Haltet Ausschau nach Modellen mit Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten. Werdet kreativ!
Was sich vielleicht erst einmal furchtbar anstrengend anhört, war für uns eine enorme Erleichterung. Nicht an Kindergartenzeiten gebunden zu sein, keine Brotdosen zu packen und nicht auf eine Institution angewiesen zu sein, bringt auch eine Menge Freiheit mit sich. Außerdem war ich überrascht, wie schnell wir unseren Rhythmus gefunden haben und wie sich meine Beziehung zu meinen eigenen Kindern verbessert hat.
Egal, was ihr für euch und eure Familien als richtig erachtet, hört auf eure Intuition. Sie ist so viel weiser als vieles, was von außen an euch herangetragen wird.
Checkliste für ein Leben ohne Kita
Wenn ihr euch dafür interessiert, kitafrei zu leben, gibt es einige Aspekte, die ihr beachten und vorbereiten könnt. Diese Liste dient als Orientierungshilfe, um den Übergang zu erleichtern und das Leben ohne Kita für eure Familie zu bereichern.
1. Reflexion und Entscheidung
Bedürfnisse analysieren: Was braucht eure Familie? Was sind eure Werte und Prioritäten?
Zeitmanagement: Wie könnt ihr eure Zeit organisieren, um Betreuung, Arbeit und Freizeit zu vereinen?
Finanzielle Planung: Überprüft euer Budget und rechnet aus, ob und wie ein kitafreier Alltag finanziell umsetzbar ist.
2. Soziale Kontakte und Netzwerke
Familiennetzwerke stärken: Trefft euch regelmäßig mit anderen Familien, um den Austausch und soziale Kontakte für eure Kinder zu fördern.
Vereine und Kurse: Sucht Aktivitäten wie Kinderturnen, Musikgruppen oder Naturerkundungen, bei denen Eltern und Kinder Kontakte knüpfen können.
Kitafreie Communities: Schließt euch lokalen oder digitalen Netzwerken von kitafreien Familien an, um Erfahrungen auszutauschen und Unterstützung zu finden.
3. Tagesstruktur und Rhythmus
Tagesablauf planen: Erstellt eine grobe Tagesstruktur mit festen Mahlzeiten, Spiel- und Ruhezeiten.
Freispielzeit: Plant ausreichend Zeit für freies, selbstbestimmtes Spiel ein und fördert die Fähigkeit eurer Kinder, allein spielen zu können.
Familienrituale: Etabliert Routinen, die euren Alltag bereichern, z. B. gemeinsames Kochen, Lesen oder Spaziergänge.
4. Bildung und Lernen
Lernmaterialien bereitstellen: Sorgt für Bücher, Bastelmaterialien, Bauklötze und andere offene Spielmaterialien.
Natur erkunden: Integriert regelmäßige Ausflüge in die Natur, um Lernen und Entdecken zu fördern.
Kreativität fördern: Plant Zeit für Basteln, Malen und kreatives Gestalten.
5. Praktische Organisation
Tagespflege erwägen: Überlegt, ob die Betreuung von Tageskindern eine Option für euch ist, um Einkommen und Kinderbetreuung zu kombinieren.
Arbeitsteilung: Besprecht, wie ihr euch als Eltern gegenseitig unterstützen könnt – z. B. durch Homeoffice-Tage oder Schichtarbeit. Erkundigt euch nach flexiblen Arbeitsmodellen, wie Homeoffice, Teilzeit oder freiberuflichen Tätigkeiten.
Haus und Garten nutzen: Nutzt euren Wohnraum kreativ – etwa durch eine Spielecke oder Gartenprojekte mit den Kindern.
6. Persönliche Entwicklung
Intuition stärken: Vertraut darauf, dass ihr wisst, was das Beste für eure Kinder ist.
Weiterbildung: Falls ihr euch damit sicherer fühlt, bildet euch in pädagogischen oder organisatorischen Bereichen weiter. Bücher und (Online-)Kurse gibt es genug.
Geduld und Flexibilität: Akzeptiert, dass es Zeit braucht, bis ihr euren Rhythmus findet.
7. Alternative Betreuungsmodelle
Familienhilfe: Überlegt, ob Großeltern, Freunde oder andere Vertrauenspersonen punktuell unterstützen können.
Nachbarschaftshilfe: Tauscht euch mit anderen Eltern aus, z. B. durch wechselseitige Betreuung oder gemeinsame Aktivitäten.
8. Vorteile nutzen
Kein Termindruck: Schätzt die Freiheit, unabhängig von festen Öffnungszeiten zu sein.
Individuelle Förderung: Fördert die Interessen eurer Kinder in eurem eigenen Tempo.
Intensivere Familienzeit: Nutzt die Gelegenheit, eine engere Bindung zu euren Kindern aufzubauen.
9. Herausforderungen bedenken
Sozialkontakte aktiv fördern: Sorgt dafür, dass eure Kinder regelmäßig mit Gleichaltrigen in Kontakt kommen.
Zeit für euch selbst: Plant bewusst Zeit für Pausen und eure eigenen Bedürfnisse ein.
Realistisch bleiben: Seid euch bewusst, dass es auch anstrengende Tage geben wird – und das ist okay.
Unser Fazit nach einem Jahr ohne Kita
Nach einem Jahr ohne Kita ziehen wir ein klares Fazit: Es war die richtige Entscheidung. Unsere Familie ist enger zusammengewachsen, und wir haben einen Alltag geschaffen, der uns erfüllt.
Dieser Lebensstil mag nicht für jeden passend sein, doch für uns hat er gezeigt, wie wertvoll es sein kann, auf die eigene Intuition zu hören.
Möchtet ihr auch mehr Zeit mit eurer Familie verbringen und den Schritt in ein Leben ohne Kita wagen? Überlegt, welche kleinen oder großen Veränderungen möglich sind. Und vielleicht ist Tagespflege genau der Einstieg, der euch mehr Freiheit und Nähe bringt.
Hört auf eure Intuition – sie kennt oft den besten Weg.